Christian Ahaha-Wyzkotzix - Zum Teufel mit all dem















Zum Teufel mit all dem

Verschrecktexte von
Christian Ahaha-Wyzkotzix




mit Illustrationen von
Schwadro Plemm Aua,
Schwadro Beton und Petra Schaf
sowie einem Vorwurf von
Körnerfresser Heinz







körnerfresser verlag

















© 1998 Günther Melzer
Kronstädter Gasse 76, 51674 Wiehl

 

Idee, Fotos, Bildbearbeitung, Layout, Texte, HTML-Programmierung:
Günther Melzer

Eine Persiflage auf das Gedichtbändchen "Trotz alledem" von
Kristiane Allert-Wybranietz.
VORWURF
Gedichte waren für mich immer ein Greuel. Entweder waren sie kaum verständlich oder schwer erträglich. Oft versuchte ich, preisgekrönte Lyrik zu lesen, doch meistens begriff ich nichts, aber auch gar nichts. Ich schaffte es einfach nicht, mich an dieser sinnlosen, intellektuellen Wortverschmutzung zu erfreuen. Doch dann flatterten mir eines Tages die Verschreck-Texte von Christian Ahaha-Wyzkotzix ins Haus. Wie immer, benutzte ich diese als Klopapier. Glücklicherweise litt ich zu der Zeit an Verstopfung, so daß ich mich, in meiner Langeweile auf dem Klo, behutsam an die Lektüre wagte. Einmal angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören zu kotzen. Das war's! Das verstehe ich unter Gedichten! All meine Vorurteile über moderne Lyrik mußte ich verwerfen. Diese Texte haben mich getroffen, in mir etwas umgerührt und mich, das möchte ich nicht verschweigen, auch von meiner Verstopfung befreit.




Diese Texte sind einfach, ungemein genau beobachtet und treffend formuliert, anregend für Arsch und Bauch, und zu alledem auch noch zum Kotzen schön. Doch am wichtigsten für mich ist noch immer, daß diese Verschrecktexte keine nichtssagenden Sprachspielereien sind, sondern daß jeder sie verstehen kann. Somit sind diese Gedichte wunderbar dazu geeignet, sie in einer Millionen-Auflage unter das Volk zu mischen. Das Ganze läuft so auch nicht der eigentlichen Absicht von mir und von Christian Ahaha-Wyzkotzix entgegen, nämlich der, möglichst viele Menschen zu erschrecken. Auch in Zukunft wird Christian Ahaha- Wyzkotzix seine Mitmenschen mit seinen "Verschreck-Texten" ärgern. Wir müssen also damit rechnen, auch weiterhin nicht von seiner modernen Lyrik verschont zu bleiben.

Nacktfluß, im April 1998
Körnerfresser Heinz
Ach wie gern würd' ich auf dem Friedhof liegen. Dann würd' ich vielleicht auch mal ein paar Blumen kriegen.




8



VOM STERBEN

Was wir brauchen,
um glücklich zu sterben,
ist wenig.

Aber wir sind zu feige,
den entscheidenden
Schritt ins Endlose
im richtigen Augenblick zu tun,
und sterben unglücklich.

VOM LEBEN

Manche leben, weil sie geboren wurden.
Manche leben, weil sie nicht sterben.
Manche leben, weil sie Glück hatten.
Manche, weil sie es nicht besser wissen.
Manche leben eben.

Viele leben aber nicht mehr -
das ist das Schlimmste,
weil man dann tot ist.



UMWELTBEDINGUNGEN

Ein Reh
springt munter
zwischen Bäumen umher.
Das ist seine Welt,
sie ist ihm vertraut
und bietet ihm Schutz.

Ein Jäger
springt fröhlich
dem Reh hinterher...

Peng - Peng -







10
PEE EM

So
manches
Jahr
hat ein
trauriges
Gesicht.

Kein Frieden,
keine Freude
und kein
Eierkuchen
ist in Sicht.

Kein Lachen mehr,
das nicht im
Halse steckenbleibt.

Em,
du sagst:
es wird schon werden.

Pee,
du sagst:
laß uns sterben.
11

Ihr
kotzt
mir
ganz schön
auf die Nerven.






12
ORAL

Wir haben längst vergessen,
daß wir nicht müssen soviel fressen,
drum schaufeln wir mit
Messer
Löffel
Gabel
Tiere in unseren Schnabel.

EINSAMKEIT

Einsam fühle ich mich dann,
wenn der Strom ausfällt.

VERKLEIDUNG

Wenn wir uns einkleiden,
damit wir nicht frieren,
kann ich das verstehen.

Warum aber verhüllen so viele
ihren Verstand, spüren sie nicht,
daß es nichts zu verbergen gibt?




Nach
der Geburt
fangen wir an
zu sterben.

Die Zeit
ticktackt
uns weg.

Morgen sind wir
von gestern.





                                     
EIN HASTMICHSOGEDICHT

Ich möchte für dich
ein starker Mann sein,
einer, den es sonst nirgendwo gibt.
Immer kräftig.
Immer potent.
Jedem Wind und Witz
zum Trotz.
Doch stehe ich oft da,
zerzaust,
und werde auch noch älter.

UND DU HAST MICH SO.
15
AN EINE DIE ICH MAG

Du bist eine Glotze,
eine, die ich betrachten möchte
­ ganz nah ­
eine Glotze
an deren Bildern ich mich
­ zuweilen ­
auch berauschen möchte.

Ich will dich lecken,
meine Nase in dich stecken,

denn bei dir
hol' ich's mir.










MEIN TEIL

Sie sehen mein Gesicht nicht.
Sie sehen meine Kleidung nicht.
Sie sehen nur mein Teil.

Und sie bilden sich
ein URTEIL
beVOR ich mich
auf sie geworfen habe.


MENSCHENBEKLEIDUNG

Ich zog meine Hose aus,
mein Hemd, meine Schuhe, die Socken
und meine Unterwäsche.

Ich rasierte
mir die Haare weg,
riß mir die Ohren ab,
zerquetschte meine Augäpfel
und zog mir die Haut ab.

Ich schnitt mir das Fleisch raus
und schlitzte mir das Herz auf.
Mit einem Hammer
schlug ich mir die Zähne raus.
Meine Nase fiel ab.

Mit einer Axt drosch ich
auf meinen Kopf ein,
bis meine Schädeldecke
aufplatzte und das Gehirn rausfloß.

Meine Knochen
kriegte der Hund,
das Fleisch die Katze,
die Innereien das Schwein
­ jetzt bin ich unsichtbar.




18
VERLOREN

Deine Worte,
deine Phrasen
fallen aus deinem Mund
wie falsche Zähne.

Und ich spüre es,
du hast deinen Verstand
verloren.

VERSCHWIEGEN

Ich weiß nicht,
ob es Spaß war
oder Ernst,
als du fragtest,
ob ich in mancher Nacht auch fremdgehe.

Als ich verneinte,
hab' ich
nicht gelogen,
wenngleich ich für mich behielt,
daß ich fast jeden Tag fremdgehe.

19
LASCH MISCH LOOSCH

Hiiilfäää
wie kumm isch nu
wieder vun dir loosch.

Ich küsch die nimmer wieder,
dasch kanscht mir gluben.

Muschtescht du auch
dieschen blöden
Schekundenkleber mit deinem
Lippenschift verweschsln.





ÜBER EINE SCHEISSBEZIEHUNG
(FÜR KRISTIANE)

Du wolltest mich vollfaseln,
dabei weißt du doch,
daß ich diesen Kitsch
nicht mal mehr im Suff ertragen kann.



Du wolltest mich vollfaseln,
dabei weißt du doch,
daß ich diesen Kitsch
nicht mal mehr im Suff ertragen kann.






20







BEZIEHUNGEN

Es gibt Beziehungen,
die sind wie
tot.

Hast du schon mal versucht
nachzudenken?
Lebst vielleicht auch du
in solch einer Beziehung?

Es gibt aber auch Beziehungen,
die sind nicht schlecht.

Die halten auch eine Zeitlang,
weil beide wissen, daß sie sich lieben.
Ich mich und du dich.







22


KONFUS

Manchmal denke ich,
daß die Gedanken, die ich denke,
ja gedacht sein müssen;
würde ich also nicht denken,
käme mir auch nicht in Gedanken,
Gedichte zu denken.

Ich dichte Gedichte,
also denke ich Gedanken.


AUSRADIERT

Ich habe eben
meine Telefonnummer
aus deinem Notizbuch radiert.

Jetzt kann ich
endlich meinen Interessen
nachgehen und
muß mir nicht mehr
länger dein Gequatsche anhören.
23
GEBURTENREGELUNG
ODER
ICH HÄTTE DICH GERNE BENUTZT

Legt man
frühzeitig
die Hand
ans Gummi
und seine Hemmungen ab,

so hat man später keine Sorgen
von wegen Überbevölkerung.

MIT LOGIK IST HIER
WAS ZU MACHEN

Jeder scheißt, so daß
unsere Erde bald zugeschissen ist.

Wir müssen irgendwann in der Scheiße ertrinken.

Und doch habe ich das Empfinden,
daß die Menschen
sich zunehmend weiter verscheißern.




24



SONDERANGEBOT

Ausgeräumt!
Schäume zu
Traumpreisen.

Ausgeträumt!
Schäume
sind Träume.
25


ROMANTISCHE ROMANZE

Halt deinen Mund,
halt endlich deine Klappe.
Schnauze, verdammt nochmal.

Wie schön ist doch die Stille.
Stille hat nur einen Nachteil:
Sie kann auf viele Arten wieder gebrochen werden.




26


MÖBLIERTES ZIMMER

Jeder Tag
ist ein
Raum.

Gedanken
sind
Möbel.

Kühe
sind
Buchstaben.

Zwar
ist das Quatsch,
aber
irgendwie
gut.








         (__)   
         (oo)      
  /-------\/    
 / |     ||      
*  ||w---||      

                   (__)   
                   (oo)      
            /-------\/    
           / |     ||      
          *  ||w---||      


      _())
   __(__o>








28





SOOO COOL

Ich hab' dir nichts zu sagen,
du sagst nichts,
und ich sag' nichts.
... Ich bin ja sooo cool

soooooooooooooo
oooooooooooooo
ooooooooooooooo
oooooooooooooo

cooooooooooooooo
ooooooooooooooo
oooooooooooooooo
ooooooooooooooool

... brrrbrbrbrrbrbrrrrbrbrrrbrbrrbrbrbrr








30



INTERNET 1998 ­
EINE MOMENTAUFNAHME

22 Uhr 30.
Ich klick' mich durch das WWW.
Allein. In der Nacht.
Mir tun die Augen weh.

Worte sind keine Druckerschwärze mehr.
Worte sind Licht.
Licht berührt alles.
Aua.

SECHS UHR NACHRICHTEN

Das Radio meldet
und
meldet
und meldet.

Ich höre
und höre
und höre.







MENSCH-ÄRGERE-MICH-NICHT...

Hau ab,
laß mich allein,
verdammt,
zieh Leine!

Bist du blind?
Siehst du nicht,
daß ich arbeite,
mir den Kopf zerbreche?

...DAS LEBEN IST KEIN SPIEL





33









AM FENSTER

Draußen
stürmt der Hurrikan
über die Dächer.
Aufruhr. Panik.

In uns
rührt sich schon
lange nichts mehr.
Stille.

Der Hurrikan wird uns
zur Strafe
mitnehmen.





34
ÜBER DIE LIEBE

Liebeliebeliebe
liebeliebeliebe

liebeliebeliebe

liebelei.

NACHTRAG ZU EINEM GESPRÄCH

Hahahahaha
hahahaha

hahahahaha
hahahaha.

KLEINES STATEMENT

Hineinfließen
in diese
wunderbar
sich formende Form.

Das ist Leben
für mich.




36



Ich sitze hier und würde gerne denken,
doch habe ich meinen Verstand
im Tiefkühlfach meines Kühlschranks
auf Eis gelegt.

Ich denke also nicht mehr.
In meiner Einsamkeit esse ich
mein Brot mit Schuhcreme.






37





MIT DEN EIGENEN HÄNDEN

Du lügst mich an und
willst nicht mehr mit mir stricken.
Obwohl der Wasserhahn tropft,
sitzt du lässig im Wohnzimmersessel.

Die Wände
sind immer noch nicht tapeziert, und
warum kochst du eigentlich
immer die gleiche Suppe?

Liebe Worte bringen es
scheinbar auch nicht.

Also muß ich es mit meinen
eigenen Händen tun.

.....MUSSTE DAS SO ENDEN.....








38



BUCHSTABENTANZ

gbdgbfnh fnh dnfhfdnh

-fdfnfdnbffdgndnbdnnendgh fhff
dfhfhdfhdfgh fjth djdf dh

-hhtjtzjj ztjtzj tzjtzjez
ez eezu uezr ee z eu tzjet

-eztuetzue eueueu ezue e ztzeu
etuuuzuzuzu65h5ereh6zh hrzh

-etztzhtz tzjhtz tjtzj etue
tzeztztzjt jtjj jtjtjtzj

tjrtjtrjrt jtuj rtjt tzj rt jtj
tzjtz jtj tzj jrtzjrtjt tzjrt
tjt tj rj trwwkk76tzj76i
hh6uu6jtuizttik8klk8lrhjk!







Der Verstand ist nun erfroren.
Die Wärme und das Licht,
die er zum Leben braucht,
kann das Tiefkühlfach
nicht bieten.

Mit dem Verstand
verabschiedet
sich nun auch
die Hoffnung.










40




die
Verschrecktexte

DREIERBEZIEHUNG

PRIVATPORNO

SCHEISSEREI

und
SO PERVERS

sind wegen pornografischem
und gewaltverherrlichendem
Inhalt entfernt worden.

Ihr um Ihr geistiges Wohl besorgter
Zukunftsminister.












NUTZLOS?

xxx xx xxxx xxxxxx
xxxxxx xx
xx xxx xxxxx xxx
xxxxx xxxxxxxxx.

xxx xx xxxx xxxxxxx xx
xxx xxx xxx xxxxx
xxxxxxxxx xxxxxx
xx xxx xxxx xxx.

JAWOHL!











42


NICHT ABGESPÜLT
(TRILOGIE ÜBER EINE
DIE NICHT MEHR SPÜLEN KANN)

1.
Gut gespültes Geschirr
wollte ich haben,
wolkenweiß,
doch du hast es genommen
und in den Kohletopf geworfen.
Jetzt ist es
leicht angeschwärzt.


2.
Meine netten Worte
sandte ich dir in guter Absicht.
Du empfingst sie,
als wären es Geschosse.
Aus deinem Panzer heraus schmeißt du
das Geschirr nach mir.
Ich bin schwer verletzt,
aber ich werde mich erholen,
genesen und s e l b e r spülen.


3.
Der Scheiß, der auf dem Geschirr klebte,
ist nun ab.
Ich habe ihn abgehackt, und den Rest
mit Wasser abgespült,
bis du es mir abdrehtest.

Irgendwie wurde ich dann
doch ein bißchen wütend...

Später vergrub ich dich im Garten.




44


ALPHABET
(TRILOGIE FÜR B.)

1.
Ich sitze
in der Nähe
der Aufforderung,
die Worte beginnen den Tanz.

Ich gehe fort,
bevor das falsch
spielende Orchester
einsetzt.

2.
Fliegende Worte
fielen vom
Himmel,
als ich zu dir kam.

Ich sammelte sie auf
und warf sie zum Gehirn
in die Kühltruhe.




3.
Ich weiß, wir könnten heute
Buchstabensuppe essen,
aber die Zeit der Worte
ist vorbei.

Heute gibt es Quark
mit Fragezeichen oben drauf,
der ist gut für
die Verdauung.





46
AUSGESCHIEDEN

Was wir oben
einwerfen, scheiden wir
unten wieder aus.

ZUNEIGUNG

Ich möchte zu dir fliegen,
doch die Flugverbindungen
sind echt mies heute.

Ich möchte den Flughafen finden,
doch irre ich umher
in den Nebelbänken.

Ich möchte mich streiten,
aber ich habe keine Power
oben im Tower,
darauf reimt sich Mauer.

Wenn ich einmal nicht mehr reimen
kann, werde ich dann
durchgefroren sein vom
scharfen Wind der Enttäuschung?




HALTET EUREN MUND

Es gibt Situationen
im Leben,
da braucht man dringend
die Hilfe anderer Menschen,
die einen hindern müssen,
etwas Unüberlegtes zu sagen.

Allein kann man dem Reiz,
irgendwas Dämliches zu sagen,
kaum widerstehen.

Und wenn ich mir
die vielen Homepages
anschaue,
glaube ich,
daß sehr viele zuviel reden,
obwohl sie nichts zu sagen haben.

HALTET EUREN MUND!







48



LANGE NICHT GESEHEN

Ach hi, na!
Na!
Wie geht's?
Gut, und dir?
Na ja.
Ja ja.
Dann tschau!
Ja tschau, man sieht sich.


HILFLOSIGKEIT
MACHT MANCHMAL IDIOTISCH

Der Durst nach Dummheit,
der Hunger nach Idiotie,
die Sehnsucht nach Blödheit,
wie einfach
wäre, das alles zu stillen,
könnte man stundenlang
Verschenktexte lesen.



Vor der Dunkelheit
habe ich Angst
Ich fürchte die Nacht.
In der Dunkelheit
ist es dunkel.

Ich hoffe, daß auch morgen
die Sonne aufgeht
am Horizont.
Ich kämpfe für den Tag,
an dem die Sonne
nicht mehr untergeht.





50

EIN FROHES LIEBESGEDICHT

Ich hab' dich lieb.
Ich hab' dich ja so lieb.
Wir lieben uns so sehr,
ja sosehr und noch vielmehr.

Ich liebe dich,
und du liebst mich.
Ich lieb' dich immer mehr,
und du mich auch sosehr.

Ich habe dich unendlich lieb,
doch ich muß jetzt geh'n,
Auf Wiederseh'n.

LIEBE DIE NIE ERLISCHT

Haß ist wie ein Saatkorn,
das keimt
auf dem Boden
des Zusammenseins.

Liebe keimt dort,
wo man alleine
mit sich selber ist.






GLÜCKLICH

Wir sitzen am Ufer und sind glücklich.
Sanft bricht das Eis auf dem See.
Viele Tausend Splitter klingen wie Musik.
Das Kind, das ertrinken muß,
tut uns ein bißchen leid.




52
ALLEIN
(FÜR W.)

Vorüber gezogen
sind die Autos
an mir.
Sie waren rot und blau,
grün und gelb,
und sie waren
schwarz und grau.

DAS BRAUNE BLÜMCHEN
(FÜR D.)

Du hockst da
und hast Stuhl.
Mit diesem
Dünger wird
die Pflanze
prächtig gedeihen.

Jetzt verbraunt,
obwohl
(oder gerade weil)
du die Dosis erhöhst,
ein Blatt nach dem anderen.
53



KEINE ARBEIT

Wir verschlafen unser Leben.

Manche wählen
eine komplizierte Stellung,
andere eine schlichte.
Manche haben bunte Bettwäsche
und andere haben triste Farben.

Nicht immer können wir
die Farbe selber wählen;
und auch die Qualität der Wolle wechselt,
mal weiß und wolkenflauschig,
mal kratzig und hart.

Manchmal lege ich mein
Strickzeug in die Ecke
und nehme Nudeln in
die Hand.
Ich stricke Tapeten
für die Wand.








EINSAMKEIT NEGATIV

Die Sonne fiel vom Himmel.
Jetzt frier
ich mir
einen
ab.

55

DEINE HAND

Du streichelst mein Haar.
Ich spüre deine Hand,
und in mir
wird ein Gefühl stark:

Mich ganz einzukuscheln
in diese Hand,
die nun meine Stirn streichelt,
meine Wangen, meine Lippen
oh wie schön,
zärtlich legst du deine Hand
um meinen Hals und

glglglglglglglglgl

GLASPERLENSPIEL

Glasmurmelmurmel
murmelmurmel
murmelmurmel
murmelmurmel
murmelmurmel
murmelmurmeln.




56
VERSTÄNDIGUNG


Wenn Tische Worte wären,
dann hätte der Hut
in der Hütte
Angst vor mir.

Der Ofen trinkt Bier.

Dazwischen leben wir.

RÜCKBLICKEND

Als wir früher
Verdrecken spielten,
dachten wir nicht daran,
daß dies eine Vorübung sein könnte.
Wir hatten Spaß an dem Spiel,
das heute Ernst geworden ist
und soviel Wut und Leid erzeugt.

So mancher verdreckt, ganz ungeniert,
seine Umgebung noch immer.

Andere verstecken sich
beim Verdrecken.
57

GEFÜHLE

Man sagte mir,
alles Gute
sei weiß.

Ich spüre aber,
daß ich es mit einer ganzen
Farbpalette
bunter treiben kann,
als nur mit einem Bleichgesicht.




SICH SELBST IM WEG

Es gibt Stunden
und Tage.
Es gibt Wege
und Schranken.

Du gehst
oder stehst,
machst einen Schritt
oder auch nicht.




58



SPÄTER

Alle Menschen
sind unsterblich.

Wenn sie irgendwann
mal tot sind, so
werden doch all die Daten,
die sie im Internet
hinterlassen haben,
weiterleben.

Es wird mich einfach
immer geben.

DAS MENSCHENLEBEN
UND
DIESES BUCH

sind.



GRABSTEINE
UND VERSCHENKTEXTE

sind
leider
auch.




Christian Ahaha-Wyzkotzix

ist noch nicht gestorben, lebt in Unterkneipingen (Tieferwald 66, 98765 Unterkneipingen). Er ist mitGlied im Verband, schreibt zwar schon immer, bisher hat sich aber noch keine Zeitschrift getraut, seine verblödeten Texte zu veröffentlichen. Er setzt sich vehement für die Freigabe von Heroin ein, um die Gesellschaft endlich süchtig zu machen. Mit vorliegendem Buch schafft er es auf Anhieb, sich lächerlich zu machen. Seine Blamage bestätigte er durch die noch immer nicht erschienenen Bücher LIEBE TUSSE und WENN ICH DOCH IMMER KÖNNT. Außerdem erschienen Märchen von ihm in dem ekelerregenden Buch DIE NARBEN DER HAUT. Unabhängig von seinen Büchern verschreckt Christian Ahaha-Wyzkotzix seine Mitmenschen mit einer Lose-Blätter-Sammlung, die er nichtsahnenden Menschen per Post zuschickt.
Bitte haben sie Verständnis mit diesem armen verirrten Menschen. Er selbst sagt über dieses Buch und auf die Frage, warum er schreibt: Als ich begann, Gedichte und Texte zu schreiben, tat ich es wohl nur aus dem einen Grunde: - Es war mein Weg, die Menschen um mich herum zu erschrecken. Ich glaube, dieses Problem des Erschreckenwollens, aber nicht -könnens, begegnet vielen Menschen ähnlich. Wenn man mich fragt, warum ich schreibe u n d veröffentliche, so kann ich darauf nur sagen, - selbst auf die Gefahr, daß sie neidisch werden - um möglichst viel Geld zu verdienen. Ich wünsche und hoffe, dieses Buch möge viele Leser finden und mich zu einem steinreichen Menschen machen. Geld ist für mich ein Mittel, um zu konsumieren. Ich denke, daß jeder, der schwer Zugang zum Geld hat, mich verstehen wird. An dieser Stelle möchte ich danken:
Danke!




Körnerfresser Heinz
ein guter Jahrgang, lebt in Nacktfluß bei Gartutt. Autor des Restsellers HIER IST MEIN JOHANNES und des Heftes MEIN ARSCH sowie Herausgeber der Anthologie GEIFERSUCHT, HEROIN FÜR ALLE, DIE NARBEN DER HAUT und ICH, DER FRAUENTRAUM.

Swami Beton
und
Swami Plem Aua
sind beide gleichzeitig geboren und leben in der Gemeinschaft. Sie haben gemeinsam laufen gelernt und sind zusammen älter geworden, dabei haben sie miteinander festgestellt, daß die Menschen sich nicht darüber einig sind, was sie denn nun glauben sollen und was nicht. Verschreckt von dieser Situation, zogen sich beide gemeinschaftlich in die Villa ihrer Eltern zurück und illustrierten dort vereint die Verschrecktexte von Christian Ahaha-Wyzkotzix. Sie wollen auch zweisam den zweiten Band von Christian (LIEBE TUSSE) illustrieren, um sich geschlossen lächerlich zu machen.
Petra Schaf
wurde geboren und lebt nun auf dieser Welt. Sie ist eine Frau, hat einen Beruf und auch viele Hobbys.











© 1998 Günther Melzer